Die Linke WiWo beim Stadtrundgang „Walldorf im Nationalsozialismus - Widerstand“

 

Am 10.11. fand der Stadtrundgang der VVN-BdA gemeinsam mit der Vereinigung Walldorfer Heimatfreunde zum Thema „Walldorf im Nationalsozialismus – Widerstand“ statt. Mit über 25 Teilnehmer*innen wurde in einem fast zweistündigen Rundgang der antifaschistische Widerstand in Walldorf anhand ausgewählter Lokalitäten näher beleuchtet. Einige von uns waren ebenfalls vor Ort, um sich einen Eindruck über die historischen Ereignisse während des sogenannten „Dritten Reichs“ zu machen. Andy Herrmann, Mitglied im Vorstand beider Vereine, begann den Rundgang auf dem Schlossplatz mit einem kurzen Abriss über die Walldorfer Lokalgeschichte bis zum Ersten Weltkrieg. Die nächste Station markierte die Albert-Fritz-Straße, benannt nach dem Kommunist und Widerstandskämpfer, der Teil des antifaschistischen Widerstands in Walldorf gewesen ist. Walldorf war, bedingt durch die damalige Metall- und Tonwarenindustrie, mit seinem Industrieproletariat bis zur Machtübergabe an Hitler eine Hochburg der KPD. Ebenfalls war die damals 4000-Einwohner-Stadt Teil des Widerstandnetzwerks um Georg Lechleiter, KPD-Funktionär und Kopf der Widerstandsgruppe. 

Die 30er-Jahre waren geprägt von Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern der NSDAP und SA sowie KPD-Mitgliedern. Beispielhaft hierfür waren gewalttätige Ausschreitungen auf Dorffesten in der Umgebung, aber besonders vor dem damaligen Parteilokal, das heutige „Zum Stern“ in der Hauptstraße. Den Schlusspunkt bildete die Drehscheibe, wo in den 30er-Jahren eines der blutigsten Ereignisse stattfand. Im damaligen Hotel „Astoria“ statuierten die Nazis ein Exempel an den Walldorfer Kommunisten, nachdem es zu einer Auseinandersetzung in einer umliegenden Gemeinde kam. Mit Lastwägen und Motorrädern kamen Mitglieder der NSDAP und der SA aus Heidelberg und Mannheim an, woraufhin Kommunisten aus ihren Wohnungen und in das Hotel „Astoria“ gezerrt wurden, wo sie in einem Spießrutenlauf brutal bewusstlos geschlagen wurden. Der Mut zweier Walldorferinnen, die mit dem Fahrrad zur örtlichen Gendarmerie in Wiesloch gefahren sind, beendete dieses Ereignis. 

Nachdem ein Stapel Flugblätter der Widerstandskämpfer der Lechleiter-Gruppe gefunden worden war, wurden alle Kommunisten in Walldorf verhaftet und teilweise zum Tode verurteilt. Somit endete der damalige aktive Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Walldorf.

Als Die Linke Wiesloch-Walldorf stehen wir in der Tradition der Arbeiterbewegung und sind Antifaschist*innen. Das Erstarken der Rechtsradikalen weltweit, das Verbot und die Kriminalisierung antifaschistischer Arbeit mahnt uns umso mehr, dieses Erbe aktiv zu verteidigen und die Arbeit der damaligen Widerstandskämpfer*innen fortzuführen. Ihr mutiger Einsatz verpflichtet uns, auch heute jeder Form von Faschismus, Rassismus und Menschenfeindlichkeit entschlossen entgegenzutreten.

Mehr Informationen finden Sie unter https://heidelberg.vvn-bda.de/

Die Monographie von Andy Herrmann lautet Walldorf im Nationalsozialismus Gleichschaltung, Verfolgung, Widerstand in einer nordbadischen Kleinstadt, ISBN: 978-3-95505-430-4